Die Anfänge des Löschwesens
Wenig ist über das Feuerlöschwesen unserer Heimatstadt aus den zurückliegenden Jahrhunderten bekannt. Aber schon lange vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehren gab es in Deutschland, und so auch in Thalheim, Bürgerwehren. Von der ältesten Feuerordnung Deutschlands wird bereits 1276 aus Augsburg berichtet. So bestand auch im Dorfe Thalheim ein kommunliches Löschkorps, das für den Feuerschutz des Dorfes zuständig war. Diesem kommunlichen Löschkorps gehörten Hausbesitzer und Handwerker an, es entsprach einer Pflichtfeuerwehr.
Das erste Spritzenhaus
Aus dem Jahr 1789 berichtet uns die Chronik von der Anschaffung einer Gemeindefeuerspritze und das erste Spritzenhaus wurde am 3. Dezember 1852 im Rahmen einer Einwohner- und Gebäudezählung erwähnt.
Auch der sächsische Staat begann sich um die Jahrhundertwende vom 18. zum 19. Jahrhundert um das Feuerlöschwesen zu bemühen. So wurde auf kurfürstlichen Befehl 1803 die staatliche Brandversicherung ins Leben gerufen. Alle Hausbesitzer waren verpflichtet, Kleinlöschgeräte anzuschaffen, 1845 musste jeder Hausbesitzer eine Leiter, einen Feuerhaken und Kannen besitzen.
In der Feuerlöschgeräteliste des Dorfes Thalheim von 1818 sind folgende Gerätschaften aufgeführt:
- 46 Stück starke Feuerhaken
- 41 Stück mittlere Feuerhaken
- 87 Stück lange Dachleitern
- 73 Stück mittlere Dachleitern
- 109 Wasserkannen
- 39 Zober
- 1 große Feuerspritze und 12 Wasserkübel
- 1 große Handspritze zum Tragen auf hiesigem Hammerwerk
- 4 Handspritzen im Dorfe
- Löschwasser: 1 Bach, 60 Brunnen und 6 große Teiche
Da jedoch die Brandbekämpfung noch nicht organisiert war, wird es oft ein heilloses Durcheinander gegeben haben. Auch waren die technischen Möglichkeiten der Brandbekämpfung noch unzureichend. Dies waren die Gründe, dass es Mitte des vorigen Jahrhunderts zur Bildung von Freiwilligen Feuerwehren kam. Der Anstoß kam vielerorts von den Turnvereinen, also erging auch vom Thalheimer Gemeinderat die Aufforderung an die Turner, eine Freiwillige Feuerwehr in Thalheim zu gründen.
Gründung unserer Feuerwehr
Am 7. September 1874 war es dann endlich so weit, die "Freiwillige Feuerwehr Thalheim" wurde gegründet. Die Mitglieder der Wehr hatten bei Eintritt die Kosten für Bekleidung und Ausrüstung selbst zu tragen. Die Wehr hatte in den Gründerjahren 53 Mitglieder und als erster Anführer wurde Hermann Zeißler genannt.
Als wichtigstes Gerät besaß die Thalheimer Feuerwehr die 1876 angeschaffte Abprotzspritze. Für die Beförderung dieser Spritze zum Brandort wurden abwechselnd zwei Bauern verpflichtet, ihre Pferde bereitzuhalten.
Besondere Bedeutung für das Feuerlöschwesen in Thalheim hatte der Bau des Wasserwerkes in den Jahren 1906/07. Hatte die Wehr bisher nur die Bauernteiche und die Zwönitz als Löschwasserreservoir, so standen ihr nach der Inbetriebnahme des Wasserwerkes im Ortsnetz anfangs 100 Überflur- und drei Unterflurhydranten zur Verfügung.
Erster Weltkrieg und Pflichtfeuerwehr
Im Jahr 1909 erhielt unsere Wehr mehrere neue Gerätschaften, so unter anderem eine mechanische Leiter von 18m Steighöhe, einen Hydrantenwagen und einen Haspelwagen. Es war der Wehr damit möglich, bei Einsätzen bis zu 600m Schlauchleitung zu legen.
1913 erhielt die Thalheimer Wehr eine neue Wagenspritze von der Firma Flader aus Jöhstadt. Die Gemeinde Thalheim hatte zu dieser Zeit 8100 Einwohner und eine Feuerwehr mit 130 Mitgliedern. Durch den Ersten Weltkrieg wurde unsere Wehr stark geschwächt, denn der Personalbestand schwand auf 10 Mitglieder, so dass der Feuerschutz nur noch durch Aufstellung einer Pflichtfeuerwehr möglich war.
Die "Tholme Überlandspritz"
1925, als der Gemeinde Thalheim das Stadtrecht erteilt wurde, erhielt am 24. Mai die Thalheimer Wehr ihre erste Automobil- Motor- Spritze und wurde damit zum Überlandlöschdienst im oberen Zwönitztal eingesetzt, im Volksmund entstand deshalb der Begriff die "Tholme Überlandspritz". Die alte Pferdespritze hatte nunmehr ihre Schuldigkeit getan. Außerdem erhielt die Wehr im gleichen Jahr noch einen zweirädrigen Anhänger mit Motor (Lafettenmotorspritze) und eine kleine Tragkraftspritze "Siegerin". Damit war sie zeitentsprechend mit modernsten Geräten ausgerüstet.
In den Jahren 1931 und 1932 wurden neben anderer Gerätschaften je ein Personenkraftwagen Audi und Mercedes aus den Mitteln der Wehr angekauft und in Eigenleistung, wie auch mit Unterstützung weiter Bevölkerungskreise, für Feuerlöschzwecke umgebaut.
Während und nach dem 2. Weltkrieg
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nahmen die Einberufungen ein solches Ausmaß an, dass die Einsatzbereitschaft ernstlich gefährdet war. Um diesen Umstand zu überwinden, wurden Jugendliche aus der damaligen Hitlerjugend für den Dienst in der Feuerwehr geworben. Zu einem späteren Zeitpunkt wurden weitere Kameraden notverpflichtet und auch Frauen für den Feuerwehrdienst gewonnen.
1942 erhielt die Wehr ein LF 15 Klöckner-Deutz. Dieses Fahrzeug, das bis Ende der sechziger Jahre noch im Besitz der Wehr war, galt zu dieser Zeit in seiner gerätemäßigen und allgemeinen Ausrüstung zu den modernsten seiner Art. Besonders zu erwähnen ist ein eingebauter Wassertank (400l) für den ersten Löschangriff. Der gesamte Fahrzeugbestand umfasste damals neben dem erwähnten LF 15, ein LF 8 Hansa-Lloyd, ein LF 8 Audi, einen Schlauchwagen und eine mechanische Leiter. Der Personalbestand belief sich 1944 auf insgesamt 135 Kameradinnen und Kameraden.
Am 23. März 1942 starb der letzte Mitbegründer der Wehr, Herr Bernhard Lieberwirth sen., im Alter von 86 Jahren.
1949, im Gründungsjahr der DDR, feierte unsere Wehr ihr 75-jähriges Jubiläum.
Nachdem Ende der 50er Jahre das LF 8 Audi und das LF 8 Hansa-Lloyd außer Dienst gestellt wurden, verblieb der Wehr als einziges Fahrzeug das LF 15 Klöckner-Deutz. Um die Einsatzbereitschaft aufrecht zu erhalten, war dringend ein zweites Fahrzeug erforderlich. Deshalb bauten unsere Kameraden aus einem abgesetzten LKW, Typ Steyr; ein neugebrauchsfähiges Löschfahrzeug auf. Dieses allradgetriebene Löschfahrzeug leistete der Wehr, bis zur Übergabe eines fabrikneuen Fahrzeuges LF- LKW-TS 8-STA am 4.Mai 1963, treue Dienste.
Ein neues Tanklöschfahrzeug
Am 5. Juni 1970 erhielt die Thalheimer Feuerwehr, nach Außerdienststellung des LF15, ein schon lange gewünschtes und erforderliches Tanklöschfahrzeug TLF16. Ein Fahrzeug, das mit einem 2000l fassenden Wassertank ausgerüstet ist und damit unabhängig von jeder Wasserversorgung im Brandfalle einen sofortigen und wirksamen Löschangriff ermöglicht. Mit diesem Fahrzeug waren wir als Erstausrücker für das gesamte südöstliche Kreisgebiet zuständig. Im Jahr 1976 erhielten wir ein generalüberholtes Löschfahrzeug LF15, das dann im Jahr 1981 durch ein LF16 (W50) ersetzt wurde. Da sich nun das bisherige Gerätehaus als zu klein und im Baustil als veraltet erwies, machte sich ein Gerätehausneubau dringend erforderlich. Am 7. Oktober 1978 konnten wir das neue, moderne Gerätehaus in Besitz nehmen, in welchem wir noch heute arbeiten.
Im Jahr 1987 wurde das Tanklöschfahrzeug TLF 16 Typ S4000 durch einen werksneuen W50 ersetzt, wodurch die Einsatzfähigkeit wesentlich verbessert wurde.
Zeit nach der politischen Wende
Mit der politischen Wende in Deutschland im November 1989 gab es in vielen Freiwilligen Feuerwehren große personelle Probleme. Viele Feuerwehrkameraden suchten Arbeit in den alten Bundesländern und verließen ihre Wehren. Die Thalheimer Feuerwehr blieb in ihrer Mannschaftsstärke stabil und konnte somit die bisherige Einsatzfähigkeit erhalten.
Der Fahrzeugpark bestand 1992 aus einem TLF 16 W50, einem LF 16 W50, einem LF 8 Robur (LF8-TS8 mit STA), einem MTW VW (Eigenumbau eines Kleinbusses), sowie einem VRW B1000 (Eigenumbau zum Vorausrüstwagen) und die Wehr hatte 73 Mitglieder.
Im Jahr 1994 erhielt die Wehr ein LF16-TS als Katastrophenschutzfahrzeug (Eigentümer ist die Bundesrepublik Deutschland) zur Nutzung und am 3. Oktober 1995 konnten wir unser erstes eigenes Fahrzeug, ein LF16/12, nach der Wende in Empfang nehmen.
Waren die Feuerwehren in den Gründerjahren ausschließlich zum Schutz der Bürger vor den Gefahren des Schadenfeuers entstanden, wandelten sich die Aufgaben der Feuerwehr im Laufe der Jahre. In letzter Zeit liegen die Aufgaben mehr auf dem Gebiet der technische Hilfeleistungen und des Einsatzes bei Verkehrsunfällen. Auch bilden die Freiwilligen Feuerwehren heute die größte Gruppe der freiwilligen Helfer für den Katastrophenschutz.
Umbau und Modernisierung
Nach umfangreichen Umbau und Modernisierung wurde unser Gerätehaus im Jahr 2007 feierlich geweiht.
Im Jahr 2008 trennten wir uns vom Katastrophenschutzfahrzeug LF16-TS, welches in einer Nachbarwehr stationiert wurde. Dieses wurde durch eine Drehleiter DLAK 23/12 ersetzt.
Ein paar Jahre später, im Jahr 2014 zog ein nagelneues LF10, welches unser TLF16 W50 seitdem ersetzt, in unser Gerätehaus ein.
Anfang 2019 wurde unser in die Jahre gekommener Mannschaftstransportwagen auf Basis eines VW T4 durch einen fabrikneuen Ford Transit mit der Normbeladung eines MTW ersetzt.
Wiederum ein Jahr später, im Jahr 2020 wurde unser LF16/12 außer Dienst gestellt. Grund dafür war die Neubeschaffung eines HLF20, welches 2021 in Dienst gestellt werden konnte.
Im Dezember 2023 musste der in die Jahre gekommene Kommandowagen überraschend auf Grund erheblicher Mängel außer Dienst gestellt werden. Als Ersatz für dieses Fahrzeug wurde vorübergehend der Mannschaftstransportwagen eingesetzt.
Ende des Jahres 2023 konnte als Ersatzbeschaffung des Kommandowagens ein passendes Fahrgestell für einen Einsatzleitwagen gefunden werden. Der Um- und Ausbau des Fahrzeuges wurde in Eigenleistung geplant und zum Teil auch ausgeführt.
Im August 2024 ging der Einsatzleitwagen nach Abschluss der Führungskräfteschulung in Dienst. Offiziell wurde das Fahrzeug anlässlich der 150-Jahrfeier zum Festempfang an die Feuerwehr übergeben. Damit verfügt die Wehr seit der Indienststellung über einen vollständigen Löschzug bestehend aus Einsatzleitwagen, zwei Löschfahrzeugen und einer Drehleiter.
Anführer und Wehrleiter seit der Gründung
Zeißler, Hermann | 1874 bis 1878 |
Görner, Ernst | 1878 bis 1882 |
Drechsel, Carl Friedrich | 1882 bis 1906 |
Görner, Wilhelm | 1906 bis 1910 |
Fröhlich, Alban | 1910 bis 1931 |
Gerstenberger, Walter | 1931 bis 1939 |
Hofmann, Willy | 1939 bis 1945 |
Hofmann, Alban | 1945 bis 1948 |
Buchheim, Erich | 1948 bis 1950 |
Müller, Harti | 1950 bis 1955 |
Stehr, Helmut | 1955 bis 1957 |
Scheibner, Heinz | 1957 bis 1959 |
Wieland, Peter | 1959 bis 1961 |
Müller, Werner | 1961 bis 1979 |
Holley, Erhard | 1979 bis 1989 |
Pelz, Josef | 1989 bis 1990 |
Holley, Erhard | 1990 bis 1999 |
Ebert, Uwe | 1999 bis 1999 |
Nittmann, Frank | 1999 bis 2019 |
Müller, Thomas | 2019 bis heute |